über fordern – 16. Filmtage im Kreis Herford 24.10 - 28.11.2022
Der Herbst in bei uns traditionell die Zeit, Filme zu zeigen. In diesem Jahr starten die 16. Filmtage im Kreis Herford am 24. Oktober. Wir zeigen die Filme im Capitol-Kino in Herford. Alle Filme laufen montags und immer um 19.30 Uhr. Der Saal im Erdgeschoss ist barrierefrei erreichbar.
Wie gewohnt nehmen wir keinen Eintritt, um auch Menschen mit geringem Einkommen den Besuch zu ermöglichen. Wir freuen uns aber über einen "Austritt", also eine Spende, am Ende der Vorstellung, von denjenigen, denen es gefallen hat und die etwas spenden können. Da es keinen Eintritt gibt, können auch keine Plätze vorab reserviert werden.
Ansonsten verweisen wir darauf, dass zum jeweiligen Filmtermin die dann gültigen Corona-Schutzvorschriften gelten.
Wir freuen uns über zahlreiche Besucher*innen und wünschen angenehme und interessante Filmabende!
Nomadland (24.10.2022)

Gleich drei Oskars erhielt »Nomadland«: Ein Riesenerfolg für den 108-minütigen Spielfilm von Chloé Zhao. Im Mittelpunkt seht eine Wanderarbeiterin in den Vereinigten Staaten, dem Land der Freiheit. Freiheit bedeutet jedoch auch, dass Menschen für ihr Leben verantwortlich gemacht werden und es kaum soziale Sicherung gibt. Genau dieses geschieht Fern, gespielt von Frances Mc Dormand. Die Fabrik, in der sie gearbeitet hat, schließt. Die Gegend bietet keine Perspektive mehr. Fern belädt einen kleinen Transporter und fährt los. Sie schuftet hier und da, in Wäschereien und Burger-Bratereien. Sie reist als Arbeitsnomadin, nachts schläft sie in ihrem Transporter.
Chloé Zoe zeigt damit ein gewichtiges Stück Gegenwart der us-amerikanischen Gesellschaft. Alle Beteiligten außer McDormand und David Strathairn sind Laiendarsteller*innen, die im Film eine Version ihres eigenen Seins spielen. Damit rückt der Spielfilm ans Dokumentarische heran, er ist zugleich auch ein Abenteuerfilm. Das Leben als Nomadin endet aber nicht in Verzweiflung. Der Film zeigt auch, dass on the road zu sein, zu einem – wenn auch zunächst unfreiwilligem – irgendwie zufriedenstellender Lebensentwurf am Rande der Zivilisation werden kann.
Filmpartner*innen //Arbeit und Leben im Kreis Herford DGB/VHS
Als Bildungseinrichtung veranstaltet Arbeit und Leben unter anderem Seminare für Mitarbeitervertretungen, Personal- und Betriebsräte. Darüber hinaus engagiert sich Arbeit und Leben in weiteren Projekten beispielsweise gegen Rechtsextremismus.
Montag, 24. Oktober 2022, 19.30 Uhr, Capitol-Kino, Herford
Kumaz gegen George W. Bush (07.11.2022)

Rabiye Kurnaz nimmt es sogar mit dem US-Präsidenten auf, um ihren Sohn aus dem Gefangenenlager in Guantanamo herauszubekommen. Der wird von den USA des Terrors verdächtigt und jahrelang unter brutalen Umständen in dem Lager festgehalten, ohne Gerichtsverhandlung und ohne Urteil. Seine Mutter lebt weit von dem Lager auf Kuba, nämlich in Bremen. Unterstützung erfährt die eigentlich lebensfrohe Frau von dem Anwalt Bernhard Docke, der sich für Menschenrechte einsetzt. Der Kampf für Freiheit bringt Rabiye Kurnaz auf das Parkett der Weltpolitik und bis vor den Obersten Gerichtshof in Washington.
Der Film basiert auf der wahren Geschichte von Rabiye und Murat Kurnaz. Er verknüpft die Tragik, die diese Haft bedeutet, mit Elementen von Gerichtsreportagen und auch einer guten Portion Humor, angesiedelt vor allem bei Rabiye Kurnaz.Trotz aller thematischen Schwere ist der Spielfilm etwas, woran sich Zuschauende erwärmen können. Der in diesem Jahr erschienene 118-minütige Spielfilm erhielt bereits mehrere Auszeichnungen, unter anderem einen Silbernen Bären. Regie der deutsch-französischen Koproduktion führte Andreas Dresen. Für die Hauptrollen wurden Meltem Kaptan und Alexander Scheer verpflichtet.
Filmpartner // Amnesty International Gruppe Herford Auf der Grundlage der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte wendet sich Amnesty International gegen schwer wiegende Verletzungen der Rechte eines jeden Menschen auf Meinungsfreiheit, auf Freiheit von Diskriminierung sowie auf körperliche und geistige Unversehrtheit.
Flüchtlingsbegleiter-Friedensgruppe Herford Diese Gruppe hat unter anderem das Ziel, Geflüchteten bei angstbesetzten Behördengängen zur Seite zu stehen sowie ihnen den Inhalt von Amtsdeutsch-Papieren zu erklären.
Montag, 7. November 2022, 19.30 Uhr, Capitol, Eintritt frei, Austritt erwünscht
Geboren in Ravensbrück (14.11.2022)

Der 2021 erschienene, 45-minütige Dokumentarfilm schildert die Geschichte eines der wenigen überlebenden im KZ geborenen Kinder. Am 1. Dezember 1943 kam Ingelore Prochnows Mutter, im fünften Monat schwanger und gerade mal 19 Jahre alt, ins Frauenkonzentrationslager Ravensbrück. Im April 1944 brachte sie Ingelore zur Welt.
Wie durch ein Wunder überlebte das Mädchen bis zur Befreiung im April 1945, ihre Mutter allerdings wurde im Lager ermordet. Sie wuchs bei Adoptiveltern auf, erfuhr erst 40 Jahre später von den Umständen ihrer Geburt und machte sich auf die Suche nach ihrer Geschichte. Es geht um fehlende Erinnerungen, offene Fragen und das Erinnern ohne eigene Erinnerung.
Ingelore findet bis heute Trost und Anerkennung im Engagement um das Gedenken und den Treffen mit anderen Überlebenden und deren Angehörigen. Sie haderte lange mit ihrer Rolle als Überlebende; fehlt ihr doch die eigene Erinnerung an das KZ. Ingelores Geschichte wird von ihr selbst erzählt, setzt sich aus Fragmenten, Dokumenten und Briefen für die ZuschauerInnen nach und nach zusammen.
Die Regisseurin Jule von Hertell wird bei der Aufführung zugegen sein und freut sich über Fragen und eine Diskussion nach dem Film.
Filmpartner*innen //Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus in Ostwestfalen-Lippe. Die Mobile Beratung bietet Beratung, Qualifizierung und Begleitung für die Themenbereiche Rechtsextremismus und Rassismus in ganz OWL. Sie wird aus Landes- und Bundesmitteln finanziert. www.mbr-owl.de
NRWeltoffen Die Fachstelle NRWeltoffen unterstützt zivilgesellschaftliche Initiativen, Institutionen & Projekte im Kreis Herford bei der Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus und Rassismus. www.gegenrechts.info
Montag, 14. November 2022, 19.30 Uhr, Capitol-Kino, Eintritt frei, Austritt erwünscht
Promising Young Woman (21.11.2022)

In dem 2020 erschienenen und mit einem Oskar für das beste Drehbuch ausgezeichneten Thriller nimmt die Protagonistin Rache. Genauer gesagt, Cassie (Carey Mulligan) hat es sich zur Aufgabe gewählt, ihre beste Freundin Nina zu rächen. Diese wurde von einem Mitstudenten mehrfach vergewaltigt. Eine Anzeige verlief im Sande, vielmehr wurde Nina unterstellt, sie trage doch eine gewisse Mitschuld.
Cassie geht in Clubs, spielt besoffen, lässt sich von Männern abschleppen, sagt dann aber entschieden »Nein« zu Sex. Auf diese Weise ermächtigt sie sich. Der Film zeigt auf der anderen Seite Männer, die Frauen als Objekte sehen und ihnen keinesfalls auf Augenhöhe begegnen wollen: und deren Treiben zu Teilen vom US-Sexualstrafrecht gedeckt wird.
Cassie ist seit der Vergewaltigung ihrer Freundin nicht mehr die selbe. Sie leidet unter der Tat: War sie für ihre Eltern zuvor ein großes Versprechen auf die Zukunft, arbeitet sie nun lustlos in einem Café. Was sie antreibt, ist die Rache, tatsächlich kann sie sich schließlich dem Vergewaltiger nähern. Regisseur Emerald Fennell kommt bei so einem Stoff nicht ohne Gewalt aus, schiebt sie jedoch auch nicht in den Vordergrund. Die Kritik war über den 114-minütigen Spielfilm begeistert. Das Magazin »Stern« sah in ihm den besten Spielfilm 2021.
Filmpartnerinnen // Arbeitsgemeinschaft kommunaler Gleichstellungsbeauftragten im Kreis Herford / Frauen- und Mädchenprojekte im Kreis Herford
Die Arbeitsgemeinschaft kommunaler Gleichstellungsbeauftragten im Kreis Herford setzt sich innerhalb und außerhalb der Kommunalverwaltungen für die Gleichstellung und Chancengleichheit von Frauen und Männern ein. Die Mitarbeiterinnen der Frauen- und Mädchenprojekte beraten und begleiten Frauen und Mädchen therapeutisch in krisenhaften Lebenssituationen.
Montag, 21. November 2022, 19.30 Uhr, Capitol-Kino, Eintritt frei, Austritt erwünscht
Der markgerechte Patient (28.11.2022)

Mehr als 50.000 Stellen sind in den vergangenen 15 Jahren in Deutschlands Krankenhäusern gestrichen worden. Der 82-minütige Dokumentarfilm zeigt schlimme Zustände in Krankenhäusern in Deutschland und benennt dabei eine Hauptursache: Die Vergütung der Krankenhäuser durch sogenannte Fallpauschalen. Jede diagnostizierbare Krankheit hat einen fixen Preis. Das heißt: Nur wer mit möglichst geringen Personal-, Sach- und Organisationskosten den Patienten schnell abfertigt, macht Gewinn.
Die Einführung der Pauschalen war 2003 der Schritt zur Kommerzialisierung eines Bereichs, der bis dahin viel stärker vom Gedanken der Fürsorge getragen wurde. Seither wird der Mensch dort, wo er am verletzlichsten ist, den gnadenlosen Prinzipien von Gewinn und Verlust untergeordnet. Die Frage ist nicht mehr: Was braucht der Patient, sondern was bringt er ein. Diesen Zustand wollen die Regisseure ändern. Der 2018 entstandene und immer noch aktuelle Film liefert Argumente, sich für eine menschenwürdige Gesundheitsversorgung für Beschäftigte und Patienten einzusetzen.
Filmpartner*innen // ver.di-Regionalvorstand Herford Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft ist vor allem in den Dienstleistungsbranchen aktiv und und vertritt die Interessen der Beschäftigten in Betrieben und Verwaltungen.Sie ist auch die Interessenvertretung der Beschäftigten in Krankenhäusern. ostwestfalen-lippe.verdi.de
Volkshochschule im Kreis Herford (VHS) Als kommunales Weiterbildungszentrum bietet die VHS im Kreis Herford umfassende Möglichkeiten zur allgemeinen, politischen, beruflichen, gesundheitlichen, kulturellen und sprachlichen Weiterbildung. www.vhsimkreisherford.de
IPPNW / Ärzte in sozialer Verantwortung Im Arbeitskreis Flüchtlinge/Asyl der IPPNW werden besonders die medizinischen Aspekte der Flüchtlingspolitik kritisch bearbeitet, zum Beispiel Folterfolgen, Traumatisierung, Altersdiagnostik, Reisetauglichkeit, Gesundheitsversorgung für Menschen ohne Papiere www.ippnw.de
Montag, 28. November 2022, 19.30 Uhr, Capitol-Kino; Eintritt frei, Austritt erwünscht

Die 16. Filmtage werden gefördert durch die Sparkasse Herford. Danke für die Unterstützung!